Krankenhausstandort Wertheim

Die Rotkreuzklinik ist seit Anfang September 2023 im Insolvenzverfahren. Stadtverwaltung, Gemeinderat, Ärzteschaft und Bürgerschaft haben monatelang gemeinsam für den Erhalt der Grund- und Regelversorgung und der Notfallversorgung in Wertheim gekämpft. Erklärter Wille war die Übernahme des Krankenhauses in städtische Trägerschaft. Doch im April beendete der Insolvenzverwalter die Gespräche mit der Stadt und verhandelte stattdessen mit einem privaten Investor über die Nachnutzung als Fachklinik für Amputationsnachsorge. Am 19. Juni hat sich auch diese Option zerschlagen. Das Insolvenzverfahren über die Rotkreuzklinik wurde für gescheitert erklärt und die Einrichtung geschlossen.

Jetzt erwirbt die Stadt das Klinikareal. Das hat der Gemeinderat am 12. August beschlossen. Das Nutzungskonzept sieht die Belegung durch zwei Fachkliniken in  Kombination mit einer Grund- und Regelversorgung sowie einer Notaufnahme vor. Betriebsstart soll noch im 4. Quartal 2024 sein. Das bestehende Dialysezentrum wird fortgeführt. "Wir bekommen ein voll funktionsfähiges Krankenhaus", fasste Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez die Dimension des Nutzungskonzepts zusammen, als er am 14. August gemeinsam mit den Fraktionsvorsitzenden in einem Pressegespräch über die aktuellen Beschlüsse des Gemeinderats informierte. Hier die ausführliche Pressemitteilung.

Fragen und Antworten

Letzte Aktualisierung: 26. August

Warum kauft die Stadt Wertheim die ehemalige Rotkreuzklinik?

Die Stadt will, dass der Standort weiterhin der Gesundheitsversorgung der Bürgerschaft dient und auch die Versorgung von Notfällen ermöglicht. Und sie will selbst die Kontrolle über die künftige Entwicklung des Areals haben. Sehr rasch, nachdem Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez diese Ziele am 21. Juni öffentlich erklärt hatte, meldeten sich potenzielle Nutzer und Mieter für die Krankenhausflächen. Innerhalb weniger Wochen entstand ein Konzept zur Belegung des kompletten Gebäudes mit medizinischen Leistungen einschließlich Wiederaufnahme der Grund-, Regel- und Notfallversorgung. Auf dieser Grundlage fasste der Gemeinderat am 12. August den Kaufbeschluss.

Wie hoch ist der Kaufpreis?

Über den Kaufpreis haben Stadt und Insolvenzverwalter Stillschweigen vereinbart. Der Betrag liegt unter dem im Frühjahr 2024 unabhängig ermittelten Wert. Er umfasst Grundstück, Gebäude und Inventar. Das Grundstück ist rund 3,8 Hektar groß, die Gesamtfläche des Gebäudes beträgt 16.900 qm.

Wer wird neuer Eigentümer?

Im Auftrag der Stadt erwirbt die Stadtentwicklungs-Gesellschaft Wertheim (STEG) das Krankenhausareal. Sie ist künftig für Verwaltung und Vermietung der Flächen zuständig. Das Darlehen zur Bezahlung des Kaufpreises sichert die Stadt über eine Bürgschaft ab. Der Kaufpreis soll über Mieteinnahmen refinanziert werden.

Wie sieht das medizinische Konzept für das künftige Krankenhaus aus?

Die Stadt vermietet die Flächen langfristig an drei Partner:

  • Die Westfalenklinik-Gruppe will ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung mit 65 bis 70 Betten für Chirurgie und Innere Medizin betreiben und die Notaufnahme im früheren Umfang, einschließlich Stroke Unit, sicherstellen. Zusätzlich richtet die Klinikgruppe ein Zentrum für bariatrische Chirurgie – also die stationäre Behandlung von Adipositas-Patienten - im Umfang von 20 bis 25 Betten ein. Diese Struktur soll als „Bürgerspital Wertheim“ in einer eigenen gemeinnützigen GmbH betrieben werden.
  • Die Mediclin AG richtet eine stationäre neurologische Rehabilitation ein. Vorgesehen sind 88 Betten plus die erforderlichen Therapieflächen. Mediclin wird auch Küche und Cafeteria der Klinik betreiben.
  • Das bereits bestehende Dialysezentrum bleibt erhalten.

Damit sind alle Flächen des Krankenhausgebäudes ausgelastet und die beiden Partner Westfalenklinik-Gruppe und Mediclin profitieren wechselseitig von vielen Synergien. Die Wertheimer Ärzteschaft begrüßt und unterstützt das Konzept durch vielseitige Kooperationen.

Wann startet der neue Krankenhausbetrieb?

Die Westfalenklink-Gruppe und Mediclin wollen noch im vierten Quartal 2024 mit dem stufenweisen Aufbau ihrer Einrichtungen starten. Voraussetzung ist der Abschluss der laufenden Vertragsverhandlungen und Genehmigungsverfahren.

Welche formalen Hürden sind noch zu nehmen?

Entscheidend ist die Genehmigung durch das Sozial- und Gesundheitsministerium, denn von ihr hängt die Aufnahme in den Landeskrankenhausplan ab. Bisher hat sich das Ministerium zustimmend geäußert, auch von Seiten der Kostenträger (Krankenkassen) gibt es positive Signale. Die formale Genehmigung steht aber noch aus.

Steht ausreichend Personal zur Verfügung?

Der neue Krankenhausbetrieb schafft bzw. sichert etwa 240 Vollzeit-Arbeitsplätze. Ehemalige Beschäftigte der Rotkreuzklinik, denen infolge der Insolvenz gekündigt wurde, haben hier ebenso eine Perspektive wie „Rückkehrer“. Initiativbewerbungen sind ebenfalls willkommen.

Sowohl die Westfalenklinik-Gruppe mit dem Bürgerspital Wertheim wie auch Mediclin haben Stellenportale eingerichtet, auf denen sie über berufliche Perspektiven in ihren Einrichtungen in Wertheim informieren.

Warum braucht das „Bürgerspital Wertheim“ einen jährlichen Zuschuss?

Der Betrieb einer Notaufnahme ist immer defizitär, weil dafür viel Fachpersonal rund um die Uhr bereitgehalten werden muss. Die Westfalenklinik-Gruppe macht deshalb einen Unterstützungsbedarf von 2,75 Mio. Euro jährlich für den Betrieb der Notaufnahme geltend. Der Gemeinderat hat sich in seiner Beschlussfassung am 12. August dazu bekannt, sieht darin aber eine große Herausforderung für den städtischen Haushalt.
Die Stadt setzt auf die finanzielle Unterstützung durch den Landkreis sowie auf Solidarbeiträge der Nachbarkommunen, die ebenfalls von der Wiedereinrichtung der Notaufnahme profitieren.