Verträge für Krankenhaus sind unterzeichnet

Betrieb wird ab Dezember stufenweise hochgefahren

Die Unterzeichnung der Mietverträge ebnet den Weg für die schrittweise Betriebsaufnahme im künftigen Krankenhaus. Foto: Stadt Wertheim

Es war ein Tag der Freude, der Dankbarkeit und der Erleichterung. Am Montag fand die Unterzeichnung der Miet- und Nutzungsüberlassungsverträge für den Neustart des Krankenhauses unter dem Titel Bürgerspital Wertheim statt. „Wir sind mutig und tatkräftigt vorangegangen, um die Gesundheitsversorgung der Menschen in Wertheim und Umgebung sicherzustellen“, sagte Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez. „Und wir sind dankbar, dass uns dafür drei verlässliche Partner zur Seite stehen.“

Noch im Dezember gehen erste Teilbereiche der neuen Nutzung in Betrieb. Ab Januar fahren dann das Bürgerspital und Mediclin den Betrieb schrittweise bis zur Vollauslastung hoch. Das bereits bestehende Dialysezentrum bleibt erhalten.

Zur Vertragsunterzeichnung in der Cafeteria der früheren Rotkreuzklinik waren neben den drei Partnern auch die Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats, Vertreter des Aktionsbündnisses zur Rettung des Krankenhauses“, der Ärzteschaft und des DRK gekommen. OB Herrera Torrez erinnerte an die vielen Demonstrationen, Kundgebungen und Aktionen seit Eröffnung des Insolvenzverfahrens über die Rotkreuzklinik im September 2023. Die Bürgerschaft habe dabei den klaren Auftrag an die politisch Handelnden zur Rettung und zum Erhalt des Krankenhauses zum Ausdruck gebracht. Für ihn als Oberbürgermeister und ebenso für den Gemeinderat sei dies eine große Aufgabe gewesen.

„Als die Bemühungen um Rekommunalisierung gescheitert sind, war klar: Damit darf und soll es nicht enden,“ erinnerte der OB an die Wendung im Juni. Gemeinderat und Verwaltung seien mutig und tatkräftig vorangegangen und hätte mit dem Beschluss zum Erwerb des Areals im August die Grundlage für den jetzigen Neustart geschaffen. Die notarielle Beurkundung des Kaufvertrags und die Aufnahme in den Landeskrankenhausplan im September, der Beschluss der Betrauungs- und Ausgleichsvereinbarung für die Notfallversorgung im Oktober und heute nun der Abschluss der Mietverträge nannte der OB als weitere Meilensteine. „So manches Mal standen uns die Schweißperlen auf der Stirn“, bekannte der OB. Umso größer sei heute die Freude auf das gemeinsam in so kurzer Zeit Erreichte. 

Nun fehle noch die Genehmigung der Betrauungs- und Ausgleichsvereinbarung zur Absicherung der Notfallversorgung durch das Regierungspräsidium. Sie setzt den Nachweis voraus, dass der städtische Haushalt leistungsfähig genug ist für den jährlichen Defizitausgleich in Höhe von 2,75 Mio. Euro. Aber nachdem der Gemeinderat am Wochenende in einer Klausurtagung seine Hausaufgaben gemacht und wesentliche Verbesserungen im Haushalt erarbeitet habe, gehe man „mit optimistischer Erwartungshaltung“ in die jetzigen Gespräche mit Regierungspräsidium und Landkreis. „Wir hoffen auf Unterstützung und Genehmigung.“

Bürgerspital Wertheim

Alexander Gläser, der Geschäftsführer des Bürgerspitals Wertheim, empfand „Stolz darauf, das Wertheimer Krankenhaus unter neuem Namen mit starken Partnern in eine gute Zukunft zu führen.“ Das Bürgerspital habe den Anspruch, ein integriert, pragmatisch, nahbar und warmherzig arbeitender Krankenhausbetrieb zu sein. Dafür stünden die vielen Mitarbeiter aus Pflege und Ärzteschaft, die man gewinnen konnte. „Wir haben nicht nur eine vielversprechende Strategie, sondern auch Menschen aus Wertheim und Umgebung, die sie umsetzen.“ 

Noch im Dezember starte der Testbetrieb für die bariatrische Abteilung, die auf 15 Betten ausgelegt ist. Ab Januar werde man den allgemeinen Krankenhausbetrieb mit 80 Betten für Grund-, Regel- und Notfallversorgung schrittweise hochfahren. „Wir gehen fest davon aus, dass das Regierungspräsidium grünes Licht für die Notfallversorgung gibt,“ äußerte Gläser seine Zuversicht.

Mediclin

Mediclin plant in Wertheim eine stationäre neurologische Rehabilitation mit 88 Betten. Die beiden für den Campus Wertheim zuständigen Geschäftsführer Thomas Piefke und André Schabacker betonten den Vorteil der wohnortnahen Versorgung, denn ein solches Angebot gibt es bisher nicht in der Region. Mediclin sei auf die Behandlung von Erwachsenen mit neurologischen Krankheitsbildern spezialisiert; überwiegend gehe es um Patienten nach einem Schlaganfall oder einem schweren Schädel-Hirn-Trauma. Man verfüge über umfangreiche Expertise und ein exzellentes Netzwerk, von dem Patienten in Wertheim künftig profitierten. 

Die Inbetriebnahme der Reha-Einrichtung sieht Mediclin zum 1. Januar vor. Die Mitarbeiter, die bis dahin bereits einen Arbeitsvertrag haben, nehmen dann die Arbeit auf, um die umfangreichen Vorbereitungen anzugehen und die notwendigen Prozesse zu implementieren. „Sehr zeitnah möchten wir dann auch die ersten Patienten aufnehmen und die Belegung der Betten stufenweise hochfahren,“ kündigte Thomas Piefke an. Noch dieses Jahr beginnt der Betrieb von Küche und Cafeteria. „Die Strukturen sind da und auch personell sind wir so weit aufgestellt, dass wir Anfang Dezember starten können.“

Dialysezentrum

Für die Gemeinschaftspraxis Dialysezentrum Wertheim äußerte sich Dr. Frank Breunig „sehr froh, dass wir weitermachen können.“ Das seit 2019 bestehende Zentrum versorge wohnortnah etwa 120 Dialysepatienten. Dies sei ein wichtiger Faktor in der Gesundheitsversorgung Wertheim. „Jetzt freuen wir uns auf die Kooperation mit den neuen Partnern.“