Krankenhaus als neue und große Aufgabe
Steg als neuer Eigentümer ist vielfach gefordert
Vor eine neue, laut Aufsichtsratsvorsitzendem Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez „gewaltige Herausforderung“ sieht sich die Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg) gestellt. Nachdem der Kaufpreis bezahlt wurde, ist sie nun auch offiziell neue Eigentümerin der ehemaligen Rotkreuzklinik. „Wir sind sehr froh darüber, dass Geschäftsführer Thomas Müller und sein Team bereit sind, sich dieser Aufgabe zu stellen“, so Herrera Torrez in der letzten Sitzung des Aufsichtsrates von Steg und Wohnbau Wertheim in diesem Jahr.
Schwerpunktthema der Sitzung waren die Jahresabschlüsse beider Gesellschaften für 2023 und die Wirtschaftspläne 2025. Doch im Mittelpunkt des Interesses standen der Erwerb des Krankenhauses und die Folgen daraus. „Die Steg verdoppelt ihre Bilanzsumme, verdreifacht ihre Schulden und erhöht die Zahl ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, stellte Geschäftsführer Müller fest, betonte aber, „wir sind auf einem guten Weg“.
Die Küche im Krankenhaus ist seit Anfang Dezember wieder in Betrieb und versorgt auch externe Nutzer. Die Cafeteria folgt Anfang Januar. Die Frontseite des Gebäudes ist eingerüstet. Bei den notwendigen Arbeiten, so Müller, handele es sich nicht nur um Schönheitsreparaturen. Es müssten auch Schäden beseitigt werden, die durch Baumängel entstanden seien. Umbauarbeiten im Erdgeschoss betreffen einen zweiten Empfang und Büroflächen für das Bürgerspital. Man beschäftige sich mit dem Brandschutz, mit der Schließanlage und mit einem Messkonzept für die Ermittlung der Nebenkosten und deren Aufteilung auf die Nutzer. Die gesamte IT inklusive Alarmierung, Schwesternruf und Telefon müsse überarbeitet und angepasst werden.
In seinem Überblick über das „normale Geschäft“ von Steg und Wohnbau erläuterte der Geschäftsführer, dass beide Gesellschaften in Summe mehr als 500 Wohn- und Gewerbeeinheiten verwalten. Neu hinzugekommen ist im laufenden Jahr das Bürgerservice-Zentrum in der Rathausgasse. Nach wie vor groß ist nach Aussage Müllers die Nachfrage nach Wohnraum, so dass man nicht alle Anfragen befriedigen kann. Auch 2024 mussten die Vorauszahlungen für Nebenkosten angepasst werden, „aber inzwischen geht die Kurve hier, insbesondere beim Gas, nach unten“.
Weiter ein großes Thema für beide Gesellschaften ist das Gebäudeenergiegesetz und seine Auswirkungen. Hierzu soll im kommenden Jahr eine Bestandsaufnahme vorgenommen werden, um den Aufwand für Steg und Wohnbau genauer definieren zu können. Bei anstehenden Heizungssanierungen werden die Vorgaben nach dem Gesetz berücksichtigt, so etwa bei einem Gebäude in der Conrad-Wellin-Straße, wo eine Gasheizung durch eine Wärmepumpe ersetzt worden ist.
Aus dem Bereich der Parkraumbewirtschaftung berichtete Müller, dass die Erhöhung der Parkgebühren zu keiner öffentlichen Diskussion geführt hat. Erheblichen Aufwand verursachte die Sanierung des Parkdecks in der Packhofstraße. Die Einführung der digitalen Parkraumbewirtschaftung in der Tiefgarage Schlossberg erfolgte reibungslos. Im Bereich der Hausverwaltung wird in Kürze mit der „Main-Residenz“ eine 53. Eigentümergemeinschaft hinzukommen. Mehrere große Wasserschäden führten in einem Gebäude Am Reinhardshof 42 dazu, dass Bewohner vorübergehend umziehen mussten.
Die Bilanzsumme der Stadtentwicklungsgesellschaft ging 2023 geringfügig auf 9,135 Millionen Euro zurück. Der Jahresfehlbetrag stieg auf rund 510.400 Euro. Auch bei der Wohnbau Wertheim war die Bilanzsumme mit 22,207 Millionen Euro leicht rückläufig. Die Gesellschaft erwirtschaftete einen Überschuss, der mit 73.500 Euro in etwa gleich hoch lag wie 2022. Wirtschaftsprüfer Philipp Dux erteilte beiden Jahresabschlüssen den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk.
Sowohl die Jahresabschlüsse für 2023 als auch die Wirtschaftspläne für 2025 wurden vom Aufsichtsrat einstimmig gebilligt. Das Gremium zollte der Tatsache Anerkennung, dass der Spagat zwischen den Instandhaltungserfordernissen einerseits und der Höhe der Mieten andererseits gelinge. „Was bezahlbaren Wohnraum in Wertheim angeht, liegt bei der Wohnbau und der Steg schon eine hohe Verantwortung“, stellte der Aufsichtsratsvorsitzende Herrera Torrez fest.
Zu den Aufgaben und Herausforderungen im kommenden Jahr zählte Thomas Müller, neben dem Thema Krankenhaus, unter anderem die weitere Digitalisierung, aber auch die Tatsache, dass fünf von derzeit 15 Mitarbeitern in den Ruhestand gehen. Dazu gehört auch Prokurist Achim Kempf, für den es voraussichtlich die vorletzte Aufsichtsratssitzung war. Tiefer einsteigen wolle man in die Thematik der Wohnbau-, beziehungsweise Wohnungsgenossenschaften, kündigte der Geschäftsführer an. „Das erscheint als ein gangbarer Weg für die Errichtung neuer Wohnungen.“
Da dies die erste Sitzung des Gremiums nach der Kommunalwahl war, hatte sich der Aufsichtsrat zu Beginn konstituiert und Jochen Müssig zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.