Initiative zur Fachkräftegewinnung gestartet

Vorstellung beim Unternehmergespräch

Die Teilnehmer des Unternehmergesprächs aus der Vogelperspektive in den Räumen der Warema Sun Academy
Eine Rekordbeteiligung von über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern verzeichnete das diesjährige Unternehmergespräch. Foto: Stadt Wertheim

Mit rund 100 führenden Vertretern der Wertheimer Wirtschaft verzeichnete das diesjährige Unternehmergespräch der Stadt Wertheim einen Besucherrekord. Die Veranstaltung fand in den Räumlichkeiten der Sun Academy der Warema Renkhoff SE am Almosenberg statt. Sie war dem drängenden Schwerpunktthema "Fachkräftegewinnung und -bindung" gewidmet. Dazu stellte die Stadt Wertheim die Initiative „Jobmotor 2028“ vor. 

Das Unternehmergespräch moderierte Jürgen Strahlheim, Leiter des Referats Wirtschaftsförderung, Standortmarketing der Stadt Wertheim. Er dankte zunächst der Vorstandsvorsitzenden der Warema Renkhoff SE, Angelique Renkhoff-Mücke, für die Gastfreundschaft und die Unterstützung bei der Vorbereitung. Die Unternehmerin skizzierte kurz die Geschichte der Warema am Standort Wertheim-Bettingen. Sie berichtete von den Anfängen mit dem Sun Forum, dem Produktions- und Logistikgebäude sowie dem mutigen Schritt, das Gebäude der jetzigen Sun Academy zu erwerben. Trotz anfänglicher Unsicherheiten bezüglich des Flächenbedarfs wird inzwischen jeder Quadratmeter sinnvoll genutzt.

Anschließend begrüßte Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez die Teilnehmer und sprach über die aktuellen Entwicklungen in Wertheim. Besonders ging er auf die Insolvenz und Schließung der Rotkreuzklinik ein. Aktuell bemühe sich die Verwaltung um Erwerb des Areals und um eine Lösung, das Gebäude künftig als Gesundheitszentrum nutzen zu können. Der OB ging auch auf den Ausbau der Kitas, den Bau der Sporthalle am Gymnasium und die Fahrbahnsanierung der L2310 ein. Mit diesen und weiteren Maßnahmen werde der Standort Wertheim kontinuierlich weiterentwickelt.

Elisabeth Giesen, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim, informierte über die internationale Fachkräftegewinnung. Sie zeigte auf, welche Möglichkeiten und Chancen es gibt, qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland zu gewinnen und erfolgreich in Unternehmen zu integrieren. Zudem stellte sie die Dienstleistungen vor, die die Agentur für Arbeit in diesem Zusammenhang anbietet.

Das Thema von Dr. Stefan Baron, Geschäftsführer der AgenturQ, waren die erfolgskritischen Kompetenzen von Fachkräften der Zukunft. In einer sich rasant verändernden Arbeitswelt sei es unerlässlich, dass Mitarbeiter nicht nur fachlich, sondern auch methodisch und sozial bestens aufgestellt sind. Dazu präsentierte er eine aktuelle Studie der AgenturQ, die Interessierten auch als Broschüre zur Verfügung steht.

Eine Referentin steht mit dem Rücken zur Kamera. Im Hintergrund sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Unternehmergesprächs zu sehen.
Die Stadt Wertheim stellte die Fachkräfteinitiative „Jobmotor 2028“ vor, die sie gemeinsam mit dem Personaldienstleister Bera erarbeitet und umsetzt. Foto: Stadt Wertheim

Anschließend stellte die Stadtverwaltung die Fachkräfteinitiative "Jobmotor 2028" vor, die sie gemeinsam mit dem Unternehmen Bera, dem größten Personaldienstleister der Region Heilbronn-Franken, erarbeitet hat. Das Konzept soll helfen, gezielt ausländische Fachkräfte an den Standort Wertheim zu holen und diese langfristig zu binden. Ulrike Müller, stellvertretende Leiterin des Referats Wirtschaftsförderung, Standortmarketing, und Bernd Rath, Geschäftsführer und Inhaber der Bera, erläuterten die Initiative.

"Jobmotor 2028 - Die Fachkräfteinitiative für Wertheim" sieht vor, die Akteure am Arbeitsmarkt zusammenzubringen, ihre Stärken zu bündeln und die Fachkräftegewinnung für den Wirtschaftsstandort Wertheim durch eine umfassende und koordinierte Herangehensweise zu optimieren. Dies soll die Standortattraktivität steigern und die Wirtschaftsleistung in Wertheim nachhaltig sichern.

Ulrike Müller erläuterte die weiteren Schritte und erklärte, welche Akteure bereits eingebunden sind. Neben der Stadtverwaltung, Bera und der Agentur für Arbeit sind dies die Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer und weitere Dienstleister. In den nächsten Wochen werde man in einer Umfrage ermitteln, welche Fach- und Arbeitskräfte die Wertheimer Unternehmen suchen. Für 17. Oktober ist das erste Treffen der Jobmotoren, also der Wertheimer Arbeitgeber, geplant, bei dem die Ergebnisse der Umfrage vorgestellt und erste Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung festgelegt werden.

Wichtige Bestandteile der Initiative sind nach den Ausführungen von Ulrike Müller die Förderung der Willkommenskultur und ein ganzheitlicher Onboarding-Prozesses, für den möglicherweise eine spezielle App entwickelt werden soll. Als weitere Elemente nannte Müller eine gut organisierte regionale Jobbörse, Sprachkurse für ausländische Arbeitskräfte, Wohnraumprojekte wie Boarding Houses sowie eine virtuelle Wohnraumbörse. 

Die Initiatoren haben sich zum Ziel gesetzt, im Frühjahr 2027 die ersten offenen Stellen mit ausländischen Fachkräften zu besetzen. Dieser Zeitpunkt markiere jedoch nicht das Ende der Initiative, sondern bis dahin sollen Musterprozesse für die Gewinnung und Integration von ausländischen Fachkräften aufgebaut sein, die ab dann stetig genutzt und weiter verbessert werden sollen.

Eine Teilnehmergruppe beim Rundgang durch die Räumlichkeiten der Warema Sun Academy
Bei einem Rundgang durch die Sun Academy erhielten die Gäste detaillierte Einblicke in die vielseitigen Schulungsangebote, die Warema für Fachmonteure und -händler anbietet. Foto: Stadt Wertheim

Eine kurze Mentimeter-Abfrage im Anschluss vermittelte ein erstes Stimmungsbild unter den Teilnehmern. 80 Prozent der Befragten schätzten ihren Fachkräftebedarf in den kommenden vier Jahren als hoch bis sehr hoch ein und etwa der gleiche Anteil zeigte großes Interesse daran, im Zuge der Fachkräfteinitiative ausländische Fachkräfte für ihr Unternehmen zu gewinnen.

„Das Unternehmergespräch 2024 hat eindrucksvoll gezeigt, dass Wertheim auf einem guten Weg ist, zukunftsweisende Themen aktiv anzugehen und damit seine wirtschaftliche Stärke zu erhalten,“ resümierte Wirtschaftsförderer Jürgen Strahlheim im Anschluss. 

Zum Auftakt des Unternehmergesprächs hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, an einem exklusiven Rundgang durch die Sun Academy teilzunehmen. In kleinen Gruppen von 15 bis 20 Personen erhielten die Gäste detaillierte Einblicke in die vielseitigen Schulungsangebote der Sun Academy. Im Gegensatz zum Sun Forum, das sich an Endkunden richtet, dient die Sun Academy als Schulungsort für die Partnerbetriebe, die Warema-Produkte installieren.

Die Sun Academy, eröffnet am 8. Mai 2023, erstreckt sich über eine Grundfläche von 1.300 Quadratmetern, davon 750 Quadratmeter Trainingsfläche und 550 Quadratmeter Empfangs- und Ausstellungsbereich. Mit vier Lernorten, fünf Schulungsräumen für theoretische Inhalte sowie interaktiven und erholsamen Bereichen wie der Sun Lounge, der Sun Loggia und der Sun Piazza bietet sie ideale Bedingungen für praxisnahe und zertifizierte Ausbildungen. Die Teilnehmer können sich beispielsweise zur Elektrofachkraft für Tätigkeiten im Rollladen- und Sonnenschutztechniker-Handwerk, zum Warema-Fachmonteur oder Warema-Fachverkäufer ausbilden lassen.