Arbeiten am Klimaschutzkonzept nehmen Fahrt auf

Sachstandsbericht im Bau- und Umweltausschuss

Erneuerbare Energien wie etwa die Windkraft spielen beim Klimaschutz eine wichtige Rolle. Foto: Stadt Wertheim / Peter Frischmuth

Die Arbeiten am integrierten Klimaschutzkonzept für die Große Kreisstadt Wertheim nehmen Fahrt auf. Bis zum Herbst soll ein entsprechendes Programm vorliegen und direkt im Anschluss mit der Umsetzung erster Maßnahmen begonnen werden. Das geht aus dem Fahrplan hervor, der am Montag in der Sitzung des Ausschusses für Bauwesen und Umwelt vorgelegt wurde.

„Wir stehen am Anfang eines sehr wichtigen Prozesses“, betonte Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez. „Der Klimawandel macht keinen Bogen um Wertheim herum“, es reiche nicht mehr aus, das Thema quasi nebenbei zu behandeln. Der Klimaschutz sei zu einer neuen, großen Aufgabe für die Stadt geworden. Die Kommunen seien verpflichtet, zum Ziel der Klimaneutralität bis 2045 (Vorgabe Bund) beziehungsweise bis 2040 (Vorgabe Land) ihren Beitrag zu leisten.

Ziele in das Klimaschutzkonzept zu schreiben sei das eine, so der OB im weiteren Verlauf der Sitzung. Die Umsetzung sei das sehr viel Anspruchsvollere, weil es dafür erhebliche Finanzmittel brauche. Nicht nur mit Blick auf die aktuell laufenden Haushaltsberatungen sprach Herrera Torrez von „einer Bürde, die auf unseren Schultern liegt“, und verwies auf das Regierungspräsidium, das den jeweiligen Etat genehmigen müsse.

Denis Reznikow von der Energielenker Projects GmbH aus Langen, die gemeinsam mit der Stadt am Klimaschutzkonzept arbeitet, erläuterte die Energie- und Treibhausbilanz, die auf Daten aus dem Jahr 2022 basiert. Danach entfallen in Wertheim 42 Prozent der Treibhausgas-Ausstöße auf die Industrie. Der Verkehr ist mit 33 Prozent der zweitgrößte Verursacher, rechnet man die Autobahn mit ein. Die Haushalte lösen 15 Prozent der Emissionen aus. Pro Kopf verursacht die Wertheimer Bevölkerung durchschnittlich 11,8 Tonnen CO2 pro Jahr. Dieser Wert liegt deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 7,7 Tonnen (im Jahr 2021).

Als zentrale Herausforderungen benannte der Experte die Umstellung auf erneuerbare Energien besonders im Wärme- und Verkehrssektor, Effizienzsteigerung durch Sanierung von Gebäuden sowie den Einsatz von moderner Technologie in der Wirtschaft. Ebenso wichtig sei die Sensibilisierung der Bevölkerung, vor allem beim Strom- und Wärmeverbrauch. Empfohlen werden ein beschleunigter Ausbau von Photovoltaik und Wärmepumpen, die Förderung elektrischer Mobilität und eine stärkere Nutzung der Schiene.

Bei einer konsequenten und ambitionierten Klimaschutzpolitik könne es gelingen, die Treibhausgasemissionen in Wertheim bis zum Jahr 2040 um 86 Prozent zu reduzieren, erläuterte der städtische Klimaschutzmanager Michel Dohne. Der Stadtverwaltung komme dabei eine Vorbildrolle zu. Als zentrale Handlungsfelder, in denen die Kommune direkte Entscheidungsbefugnisse habe, nannte Dohne die Bereiche Beschaffungswesen, Fuhrpark, Gebäudemanagement, Straßenbeleuchtung und kommunale Wärmeplanung.

Der Maßnahmenkatalog für das Klimaschutzkonzept soll unter Beteiligung der Bürgerschaft entwickelt werden. Die Auftaktveranstaltung kündigte Klimaschutzmanager Michel Dohne für Mitte März an.