Der Jüdische Friedhof ist eine „Herzensangelegenheit“

Delegation besichtigte Kulturdenkmal

Vertreter des Innenministeriums, des Regierungspräsidiums, der IRG Baden und der Stadtverwaltung besichtigten den Jüdischen Friedhof in Wertheim.
Vertreter des Innenministeriums, des Regierungspräsidiums, der IRG Baden und der Stadtverwaltung besichtigten den Jüdischen Friedhof in Wertheim. Foto: Stadt Wertheim

Der Jüdische Friedhof in Wertheim gilt als der älteste in Baden-Württemberg und zählt zu den ältesten Deutschlands. Vertreter des Innenministeriums, des Regierungspräsidiums Stuttgart – darunter auch vom darin angesiedelten Landesamt für Denkmalpflege – und der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden (IRG Baden) besichtigten gemeinsam mit Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez das Kulturdenkmal. Der Erhalt des Friedhofs sei ein Kraftakt, den man gemeinsam bewältigen wolle. 

Um zu sehen, „wo der Schuh drückt“, begeht die Delegation aus Stuttgart unter der Leitung von Ministerialdirigentin Karin Scheiffele regelmäßig die Jüdischen Friedhöfe im Land. „Der Erhalt der Jüdischen Friedhöfe in Baden-Württemberg ist eine Herzensangelegenheit. Für die Pflege von verwaisten Jüdischen Friedhöfen ist ein enger Austausch mit den verschiedenen Akteuren wichtig“, betonte die Ministerialdirigentin bei der Begrüßung im Wertheimer Sitzungssaal. 

Zwei Jahre nach der umfassenden Sanierung des Hauptwegs ist der Jüdische Friedhof seit April aus Gründen der Verkehrssicherheit erneut gesperrt. Ursächlich ist ein umgestürzter Baum, der auch mehrere der denkmalgeschützten Gräber und Teile des Mauerwerks beschädigt hat. „Die Instandsetzung ist ein Kraftakt, in baulicher und finanzieller Hinsicht“, erklärte OB Herrera Torrez.

Der Friedhof als Kultur- und Begegnungsstätte spielt nicht nur für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt eine wichtige Rolle. „Anverwandte aus der ganzen Welt reisen nach Wertheim, um die Gräber zu besuchen“, informierte Fachbereichsleiter Volker Mohr. Auch geführte Besuchergruppen und Schulklassen zählten zu den regelmäßigen Besuchern des Friedhofs.

Vor Ort machte sich die Delegation ein Bild von den dringend notwendigen Sanierungsmaßnahmen. Neben dem Baumbruch, der durch Extremwetter und die anhaltende Trockenheit der letzten Jahre ein immer größeres Problem darstellt, ist vor allem der Sanierungsbedarf des Mauerwerks sehr hoch. Der Jüdische Friedhof wird von rund 300 Metern Mauerwerk umschlossen, das aus verschiedenen Zeiten stammt. Insbesondere die obere Mauer sei dringend sanierungsbedürftig, da diese „auf Grund des anhaltenden Erddrucks statische Probleme aufweist“, so Stadtbaumeister Armin Dattler. „Die Hanglage und die für Bauarbeiter und -maschinen schwere Zugänglichkeit sind ein zusätzlicher Kostenfaktor, der nicht zu vernachlässigen ist“. Die geschätzten Kosten lägen allein im kommenden Jahr im sechsstelligen Bereich. 

„Ein jüdischer Friedhof darf nicht dauerhaft geschlossen bleiben“, betonte Gabriel Albilia, Friedhofsbeauftragter der IRG Baden. Die Große Kreisstadt Wertheim kann die entstehenden Kosten jedoch nicht allein stemmen. Unterstützung kommt aus einem gemeinsamen Topf von Bund und Land zur Erhaltung der verwaisten jüdischen Friedhöfe, allerdings ist dieser Topf nicht üppig gefüllt.

„Das Landesamt für Denkmalpflege begleitet seit Jahren die Erhaltung jüdischer Friedhöfe fachlich und finanziell – auch hier in Wertheim zeigt sich, wie wichtig diese Arbeit ist“ erklärte Dr. Anne-Christin Schöne, Fachreferentin für jüdische Friedhöfe am Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart.

Oberbürgermeister Herrera Torrez sowie die Fachbereichsleiter Armin Dattler und Volker Mohr zeigten sich dankbar über den Besuch aus Stuttgart. Nur gemeinsam könne man erreichen, dass der Jüdische Friedhof in Wertheim auch in Zukunft als wichtiges Zeugnis der Vergangenheit und fortwährenden jüdischen Lebens bewahrt wird.