Kauf des Krankenhausareals rückt näher

Gemeinderat soll im August entscheiden

Luftbildaufnahme des Kranenhausareals in Wertheim
Im August soll der Wertheimer Gemeinderat über den Erwerb des Krankenhausareals entscheiden. Foto: Stadt Wertheim / Peter Frischmuth

Am Dienstagabend, nur einen Tag nach seiner Konstituierung, kam der neue Gemeinderat zusammen, um sich eingehend mit dem Themenkomplex Rotkreuzklinik zu befassen. Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez hatte die Sitzung anberaumt, um die bisherigen und neuen Mitglieder des Gremiums auf einen gemeinsamen Wissensstand zu bringen. Der Blick richtete sich dabei auch nach vorne: Noch im August soll der Gemeinderat über den Kauf des Krankenhausareals entscheiden.

Die Komplexität des Themas verdeutlichte die Reihe externer Fachleute und Berater, die auf Einladung der Verwaltung an der Sitzung teilnahmen. Sie referierten die rechtlichen, vertraglichen, medizinischen und gesundheitspolitischen Aspekte und gingen auf Nachfragen aus Reihen des Gremiums ein.

Zunächst stellte die Verwaltung nochmals ausführlich die Geschehnisse seit Eröffnung des Insolvenzverfahrens Anfang September 2023 dar. Die Bemühungen von Gemeinderat und Verwaltung um Rekommunalisierung des Krankenhauses wurden bekanntlich Anfang April ausgebremst, als die Schwesternschaft München vom Bayerischen Roten Kreuz den Fortgang der Verhandlungen und Gespräche verweigerte. Auch die anschließend vom Insolvenzverwalter verhandelte Umwandlung in eine Fachklinik misslang, so dass er am 19. Juni das Scheitern des Insolvenzverfahrens bekanntgeben musste. 

Bereits zwei Tage später, am 21. Juni, hatte OB Markus Herrera Torrez den Willen der Stadt Wertheim erklärt, das Krankenhausareal zu erwerben. Sie verfolge damit, so seine damaligen Erläuterungen, drei Ziele: Man wolle eine fremdbestimmte Nutzung des Gebäudes verhindern, die nicht im Sinne der Stadt ist. Man wolle das Klinikareal in Form eines Gesundheitszentrums für die medizinische Versorgung der Bürgerschaft nutzen. Und man wolle versuchen, an diesem Standort auch zukünftig eine Versorgung von Notfällen zu ermöglichen. 

Landrat Christoph Schauder hat zwischenzeitlich öffentlich bekannt gemacht, dass die Gesundheitsholding Tauberfranken, zu deren Mitgesellschaftern der Landkreis zählt, mit dem Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration im Austausch steht und dabei das Ziel verfolgt, die bisher im Landeskrankenhausplan dem Standort Wertheim zugeordneten Planbetten für den Krankenhausstandort Tauberbischofsheim zu gewinnen. Die Stadt Wertheim hatte bereits unmittelbar nach dem Scheitern des Insolvenzverfahrens gegenüber dem Ministerium deutlich gemacht, dass es ihr Wunsch ist, mit einem örtlichen Konzept zur stationären Notfallversorgung die im Landeskrankenhausplan verankerten Planbetten am Standort Wertheim zu erhalten.

Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration hat die Stadt Wertheim anschließend dazu aufgefordert, bis zum 24. Juli ein Konzept für eine mögliche stationäre Nachfolgenutzung des Krankenhausareals vorzulegen. In Zusammenarbeit mit einem Interessenten zur langfristigen Anmietung von Flächen in der ehemaligen Rotkreuzklinik wird die Stadt dem fristgerecht nachkommen, betonte OB Herrera Torrez am Dienstag. Das zwischenzeitlich ausgearbeitete Konzept sehe auch stationäre Versorgungskapazitäten und die Möglichkeit der Notfallversorgung vor. 

„Wir sind in den letzten Wochen zweigleisig gefahren,“ erläuterte OB Markus Herrera Torrez die Strategie der Verwaltung. Die Stadt habe zum einen den Gesundheitsexperten Uwe Diehm mit der Untersuchung beauftragt, ob und wie eine Notfallversorgung in einem Gesundheitszentrum funktionieren könne. Parallel dazu hat die Stadt auch Angebote zur stationären Belegung von Krankenhausflächen geprüft. Dabei bediente sie sich der Expertise von Prof. Dr. Christian Höftberger, der schon während des Insolvenzverfahrens an einem medizinischen Folgekonzept für die Rotkreuzklinik gearbeitet hat. Nach dessen Aussagen habe es zur Nutzung des Krankenhausareals in den letzten Wochen einen engen Austausch mit der niedergelassenen Ärzteschaft gegeben. Man wolle eine gute Wechselwirkung zwischen dem zu entwickelnden Gesundheitscampus und allen weiteren Akteuren im Gesundheitsbereich sicherstellen.

In der Sommerpause, konkret am 12. August, wird der Gemeinderat erneut zusammenkommen, um dann über den Erwerb des 3,7 Hektar großen Krankenhausareals zu entscheiden. Die Konditionen des Kaufs seien verhandelt, die Frage, welche städtische Gesellschaft den Erwerb vollzieht, werde noch geprüft. Neben den Ausgaben, also dem Kaufpreis, wolle man dem Gemeinderat auch mögliche Einnahmen durch Mieterlöse aufzeigen. Hier zeige die Entwicklung der letzten Wochen, dass Wertheim für seriöse und etablierte Gesundheitsdienstleiter ein interessanter Standort ist. „Wir haben die Option, das Gebäude langfristig zu belegen,“ fasste OB Herrera Torrez den Stand der Verhandlungen zusammen.

Abschließend betonte er, die Verwaltung arbeite weiter mit aller Kraft daran, die sich bietenden Chancen in doppelter Hinsicht zu nutzen: die Gesundheitsversorgung in Wertheim zu sichern und eine hohe Auslastung des Krankenhausgebäudes zu erreichen. Die Chance auf Erhalt und Schaffung von Arbeitsplätzen sei ein weiterer positiver Aspekt, für den es sich lohne, die sich bietenden Optionen in den nächsten Wochen mit Hochdruck weiterzuentwickeln. Ausdrücklich dankte der OB vor allem Fachbereichsleiter Helmut Wießner und Wirtschaftsförderer Jürgen Strahlheim, die nahezu rund um die Uhr an einer guten Lösung für den Gesundheitsstandort Wertheim arbeiteten.